Norbert Franzen

Gedächtnisprotokoll zum Gespräch mit Norbert Franzen

Ort: Grundschule Mausbach

Gesprächspartner: Norbert Franzen, Lehrer im Ruhestand

Thema: Rückblick auf Schulzeit, Lehrerleben und Veränderungen an der Grundschule Mausbach

 

Einstieg und beruflicher Werdegang

Herr Franzen hat 1971 als Lehrer an der Grundschule in Mausbach angefangen und war dort bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2006 tätig – also ganze 35 Jahre.

Studiert hatte er Mathe, Sachunterricht und Kunst. Deutsch war damals im Studium nicht verpflichtend, wurde aber trotzdem unterrichtet – genau wie Sport und Religion. Musik war das einzige Fach, das er nicht geben musste.

 

Schule damals

Zu Beginn seiner Laufbahn war die Grundschule noch im Gebäude der Hauptschule untergebracht. Erst später zog die Grundschule in das heutige Gebäude um, mit Herrn Lieck als Rektor.

 

Eigene Schulzeit

Die eigene Schulzeit fand in Vicht statt. In Mausbach u. A. in einem nicht mehr bestehenden Gebäude neben der Kirche.

Er erinnerte sich an eine Szene, in der er auf dem Fahrrad einen Freund auf dem Gepäckträger mitnahm. Das war verboten, und so musste er zur Strafe an einem Sonntagvormittag eine Stunde Verkehrsunterricht bei einem Polizisten besuchen.

 

Strenge und Regeln

Früher war vieles strenger – nicht nur in der Schule. Zur Realschule oder zum Gymnasium kam man nur mit einer Aufnahmeprüfung. Bei ihm war das ein unbekanntes Diktat mit 120 Wörtern, in dem höchstens sechs Fehler erlaubt waren.

 

Unterrichtsalltag

Die Klassen waren früher oft riesig – 35 bis fast 50 Kinder waren keine Seltenheit. Da war an Sitzkreise nicht zu denken. Die Kinder saßen in Reihen, und Disziplin war selbstverständlich.

Man hörte auf die Lehrkraft – ohne große Diskussion.

 

Strafen und Autorität

Körperliche Strafen gab es früher durchaus, wurden aber mit der Zeit stärker reglementiert. Stockschläge durften nur unter Aufsicht und mit Eintrag ins Klassenbuch erfolgen. Herr Franzen selbst hat das nie gemacht – fand aber, dass klare Ansagen oft wirkungsvoller waren.

 

Schulhausgestaltung

Die Schule wurde mit den Jahren verschönert – mit Bildern und Wandmalereien, die gemeinsam mit den Schülern entstanden. Das erste Bild war eine Schnecke auf der Toilettenwand. Viele Motive folgten. Vandalismus gab es kaum – vermutlich, weil die Kinder selbst daran mitgewirkt hatten.

 

Unterschiedliche Klassen

Es gab sehr angenehme Klassen, aber auch herausfordernde. Ein Schüler hatte z. B. immer wieder starke Wutanfälle, in denen sogar Tische flogen – beruhigte sich aber oft von selbst wieder.

Was sich laut Herrn Franzen verändert hat: Früher wurde ein Streit beendet, wenn jemand am Boden lag – heute werde leider manchmal nachgetreten.

 

Brandschutz und Schulgebäude

Früher wurde mit Kohle oder Holz geheizt. Die Böden waren dicke Holzbohlen, die mit schwarzem Teer gestrichen wurden. In manchen Schulen mussten die Kinder sogar Brennholz von zu Hause mitbringen.

Brandschutztüren und regelmäßige Feueralarme kamen erst später dazu.

 

Pfadfinderarbeit und Inklusion

Neben dem Schuldienst engagierte sich Herr Franzen auch bei den Pfadfindern – später sogar mit blinden und körperbehinderten Kindern.

Zeltlager und Ausflüge wurden gemeinsam durchgeführt. Die Arbeit wurde als sehr bereichernd beschrieben.

 

Bürokratie und Wandel

Später übernahm Herr Franzen die Stelle des Konrektors. Die Büroarbeit mochte er jedoch nie besonders. Im Vergleich zu früher ist die Bürokratie in der Schule heute enorm gewachsen – leider oft auf Kosten der Zeit mit den Kindern.

 

Lernen außerhalb der Schule

Besonders wichtig war ihm, dass Kinder die Welt auch außerhalb des Klassenzimmers erleben. Er ging oft mit seiner Klasse spontan los – z. B. zur Kläranlage. Dort erklärte ein Vater den Wasserkreislauf. So etwas blieb den Kindern viel besser im Gedächtnis als jedes Arbeitsblatt.

 

Schulprojekte und Elternbeteiligung

Früher gab es viel Engagement von Eltern: Gemeinsam wurden Spielplätze gebaut, es wurde geholfen und mitangepackt. Heute sei das eher selten geworden – leider.

 

Religion und Konfessionen

Durch die Eröffnung einer evangelischen Schule im Bürgerhaus wurden die Kinder nach Konfession getrennt. Das frühere Miteinander wurde dadurch abgeschwächt, obwohl das Verhältnis zuvor gut gewesen war.

 

Noten und Sprache

Früher gab es eine Eins nur bei null Fehlern. Mit der Zeit wurden die Maßstäbe lockerer. Herr Franzen meinte: Heute könne man bei manchen Abiturienten kaum glauben, wie viele Rechtschreibfehler sie machen – das sei früher anders gewesen.

 

Abschließende Gedanken

Am Ende gab Herr Franzen den Tipp: Nutzt eure Zeit! Wartet nicht auf später. Reist, seid neugierig, probiert euch aus.

Man bereut eher das, was man nicht gemacht hat, als das, was man gewagt hat. Die Schule ist wichtig – aber das Leben drumherum auch.