Interview mit Frau Kranz zur Geschichte der Realschule in Mausbach
Wir beschäftigen uns mit der Geschichte des Schulstandorts in Mausbach. Mit Frau Kranz haben wir eine Zeitzeugin gefunden, die uns von ihrer Zeit an der früheren Realschule berichten kann.
„Ich war nach meinem Examen zunächst kurzzeitig am Gymnasium in Herzogenrath und dann ein halbes Jahr in Baesweiler tätig, bevor ich zur Realschule nach Mausbach gekommen bin. Meine Fächer sind Deutsch und Religion.
Als ich mein Examen in der Tasche hatte, gab es genau zwei ausgeschriebene Stellen für diese Fächer – eine davon war hier in Mausbach. Ich muss zugeben, ich wusste damals gar nicht, wo das liegt. Ich habe dann auf der Landkarte nachgeschaut und mich beworben – und bekam die Stelle.
Was ich damals besonders schön fand: Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind auch heute noch meine Freunde. Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man zur Arbeit geht und dort Menschen trifft, die einem wichtig sind.“
Berufliche Entwicklung an der Realschule
„Ich habe im Februar angefangen und wurde zunächst als Fachlehrerin eingesetzt. Ab dem folgenden Schuljahr übernahm ich meine erste Klassenleitung. Im Laufe der Jahre hatte ich ganz unterschiedliche Aufgaben: Ich war viele Jahre Verbindungslehrerin, habe die Berufswahlorientierung begleitet und später auch den Vertretungsplan erstellt.
Damals war der Unterricht noch anders organisiert: Als Klassenlehrerin hatte ich keine eigene Klassenlehrerstunde oder Stunden für soziales Lernen – wie ihr sie heute kennt. Ich unterrichtete Deutsch in meiner Klasse, meistens 3–4 Stunden pro Woche, und in dieser Zeit musste ich alles Wichtige mit der Klasse klären.“
Schülerzahlen und Schulalltag
„Die Klassen waren ähnlich groß wie heute, aber Erweiterungs- oder Grundkurse gab es damals nicht. Das hatte den Vorteil, dass alle Schülerinnen und Schüler unabhängig vom Kursniveau denselben Realschulabschluss machen konnten – mit oder ohne Qualifikation, je nach Noten in Klasse 10. Für manche war das eine gute Chance, am Ende noch einmal Gas zu geben.
Ich habe meist die Klassen 7 bis 10 geleitet, aber in allen Jahrgangsstufen unterrichtet. Der Wechsel zwischen Schulformen – etwa von Hauptschule zum Gymnasium – fand nach der Erprobungsstufe statt, je nach Entwicklung der Kinder.
Üblicherweise hatten wir drei bis vier Klassen pro Jahrgang, manchmal auch nur drei, abhängig von den Anmeldezahlen.“
Das Kollegium und besondere Personen
„Frau Grüttemeier war damals die Sekretärin – sozusagen die gute Seele des Hauses, ähnlich wie heute unsere Sekretärinnen. Herr Pelzer war der Schulleiter, Frau Frauenrath die Konrektorin.
Das Fächerangebot war ähnlich wie heute: Deutsch, Mathe, Englisch, Französisch, Technik, Hauswirtschaft, Religion (evangelisch und katholisch), Philosophie, Physik, Chemie, Biologie, Geschichte, Politik, Erdkunde, Kunst und Musik. Die Ganztagsschule wurde erst viel später eingeführt. Damals war das freiwillig, wir haben uns als Schule bewusst dafür entschieden.“
Erinnerungen an die Schülerinnen und Schüler
„Es gab – wie überall – ganz unterschiedliche Schülerinnen und Schüler: manche waren fleißig, manche eher gemütlich, manche zickig, aber insgesamt hatten wir eine gute Zeit. Ich habe gerne unterrichtet und hatte ein gutes Verhältnis zu den meisten.
Ordnungsmaßnahmen gab es auch, allerdings nicht so viele, wie heute. Wenn Herr Pelzer schimpfte, war meist schon für alle klar: Jetzt ist Schluss.“
Wechsel zur Gesamtschule
„An der Heinrich-Heine-Gesamtschule habe ich zum ersten Mal erlebt, wie viele unterschiedliche Schulleitungsfunktionen es geben kann. Vorher kannte ich nur Direktor und Konrektor. Ich fand diese Aufgaben spannend und habe mich dann auf die Abteilungsleitung I an der Gesamtschule beworben. Und so kam ich an die Kupferstädter Gesamtschule.
Es fühlte sich ein bisschen an wie beruflich ‚nach Hause kommen‘ – schließlich war klar, dass die Realschule Mausbach in der neuen Gesamtschule weiterlebt. Das hat mein Herz berührt.
Was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe? Menschlich handeln – mit Augenmaß, gegenüber Kolleginnen und Schülerinnen. Auch wenn ich manchmal als streng galt, war das immer mein Ziel: menschlich bleiben und an mir arbeiten.“
